Dieses Kapitel erklärt dir den Hintergrund zu den zentralen Komponenten des Wissensmodells und liefert hilfreiche Tipps und Erklärungen für die Erstellung von Wissensmodellen. Dabei gehen wir hier nicht auf die Benutzung der App ein. Dies kannst du in den vorherigen Abschnitten nachlesen (s. Übersicht). Das Ziel dieses Abschnittes ist es, dich durch konkrete Beispiele und Handlungsempfehlungen bei der Modellierung deines Wissensmodells zu unterstützen.
Wie fängt man an?
Der Einstieg in die Wissensmodellierung von übergreifenden Fachbereichen kann mitunter eine anspruchsvolle Aufgabe sein. Die Wahl der richtigen Kompetenzbasen bildet den Startpunkt bei der Erstellung von Wissensmodellen mithilfe des CoKoMo-Meta-Modells (kurz: CMM). Im Folgenden werden verschiedene Ansätze erläutert, die Dir dabei helfen können, diesen Anfang zu meistern.
Curricula und Extraktion der relevanten Fachbegriffe:
Eine Methode zur Identifikation von Kompetenzbasen besteht darin, auf vorhandene Lehrpläne und Fachliteratur zurückzugreifen, um die relevanten Fachbegriffe für das Wissensmodell zu extrahieren. Durch die Gruppierung der Themenbereiche in den Lehrplänen kann ein bestimmter Teilbereich fokussiert modellieret werden. Dies erleichtert den Einstieg in die Modellierung von komplexen Fachgebieten.
Start über die Formulierung von Lernzielsätzen:
Sobald Du eine Kompetenzbasis erstellt hast, kannst Du das Wissensmodell schrittweise durch die Formulierung von Lernzielsätzen erweitern. Hierfür werden für die Kompetenzbasis Lernziele definiert, wobei die Ratschläge zur Formulierung von Lernzielsätzen (s. Formulierung von Lernzielsätze) berücksichtigt werden sollten. Aus dem Verhaltensaspekt – dem WOZU – kannst du die nächsten Kompetenzbasen aber auch die Relationstyp (s. Wie findet man die richtigen Relationen) extrahieren. Dieser Prozess hilft dabei, das Wissensmodell strukturiert und schrittweise auszubauen.
Analyse von Lerninhalten zur Bestimmung der notwendigen Konzepte zur Bewältigung der Aufgabenstellung
Eine weitere Methode zur Identifikation von Kompetenzbasen ist die detaillierte Analyse von Lerninhalten und die zugrunde liegenden Konzepte, die notwendig sind um die Aufgaben erfolgreich zu lösen. Untersuchen hierfür die Lerninhalte und identifizieren die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die benötigt werden, um die Materialien zu bewältigen. Halte dabei auch direkt fest, wie die verschiedenen Konzepte und Fähigkeiten miteinander verknüpft sind. Dadurch können auch direkt die Relationstypen abgeleitet werden (s. Auswahl der Relationstypen).
Die beschriebenen Vorgehensweisen bieten eine Grundlage, um passende Kompetenzbasen zu identifizieren und die Modellierung zu starten.
Wie findet man die richtigen Relationen?
Vorgaben von Paquette
Im CMM stellt sechs Relationstypen zur Verfügung. Diese Relationstypen bieten eine Vielzahl von Bedeutungen und ermöglichen es, komplexe Beziehungen zwischen Kompetenzbasen zu definieren.
Grundsätzlich unterscheidet das CMM zwischen zwei Arten von Beziehungen: nicht-hierarchischen und hierarchischen Beziehungen.
Die Relationen ermöglichen es, verschiedene Informationen im Kontext des Lernens aus dem Wissensmodell abzurufen. Ein Relationstyp ist die Bestandbeziehung („is composed of“). Diese Beziehung zeigt an, welche Kompetenzbasen die Voraussetzungen für andere Kompetenzbasen bilden. Ohne die Beherrschung der Kompetenzbasen, die Teil einer anderen Kompetenzbasis sind, kann das Wissen des Lernenden unvollständig sein und zu Fehlvorstellungen führen.
Die Auswahl der geeigneten Relation kann aufgrund der Vielfalt der Relationstypen und ihrer verschiedenen Bedeutungen komplex sein. Unser CMM stützt sich auf ein semiformales Wissensmodell von Paquette, das klare Regeln für die Auswahl der Relationen zwischen bestimmten Arten von Kompetenzbasen definiert. Bitte beachte, dass unsere App derzeit die Regeln von Paquette nicht unterstützt. Du kannst sie jedoch als Orientierungshilfe nutzen, um die richtigen Relationen für deine Modellierung auszuwählen. Die Regeln für das semiformale Wissensmodell kann der nachfolgenden Abbildung entnommen werden [6].
Weitere Tipps bei der Auswahl der Relationstypen
Bei der Verwendung von Relationen ist es hilfreich, sich zunächst Gedanken darüber zu machen, ob die Beziehung zwischen den zu verbindenden Kompetenzbasen hierarchisch oder nicht-hierarchisch ist. Im Fall einer hierarchischen Beziehung stehen zwei Hauptoptionen zur Auswahl: Bestandsbeziehung („is composed of“) und Abstraktionsbeziehung („specializes“).
- Bestandsbeziehung („is composed of“): Diese Beziehung wird verwendet, wenn eine Kompetenzbasis aus anderen Kompetenzbasen besteht.
- Abstraktionsbeziehung („specializes“): Diese Beziehung wird genutzt, wenn eine Kompetenzbasis eine spezialisierte Version einer anderen Kompetenzbasis ist.
Im Falle einer nicht-hierarchischen Beziehung sollten Du die Typen der Kompetenzbasis und die gewünschten Informationen in Betracht ziehen, die durch die Relationen vermittelt werden sollen.
Ein weiterer Herangehensweise könnte es sein, Relationen zunächst ohne Klassifikation „?- to be set“ zu setzen. Nachdem die Lernzielsätze formuliert wurden, kann dann die Auswahl der Relationstypen anhand der in den Lernzielsätzen formulierten Beziehungen festgelegt werden. Hier ist ein Beispiel:
Beispiel: Aus dem formulierte Lernzielsatz “Ich löse lineare Gleichungssysteme mit verschiedenen Verfahren, indem sie z. B. das Gleichsetzungs-, Einsetzungs- und Additionsverfahren anwenden.”, wird deutlich, dass die Verfahren als Voraussetzung für das Lösen linearer Gleichungssysteme dienen und somit als Input fungieren.
In diesem Fall könnte die Vorgehensweise wie folgt aussehen:
- Schritt: Initial „unclassified“ – Die Relationen zwischen den Kompetenzen sind zu Beginn als „?- to be set“ gesetzt. Dies kann im ersten Schritt so bleiben, bevor sie fest zugeordnet werden.
- Schritt: Lernzielsätze formulieren – Formuliere die Lernzielsätze und identifiziere dabei die Beziehungen zwischen den Begriffen. In unserem Beispiel wird deutlich, dass die genannten Verfahren als Voraussetzung für das Lösen linearer Gleichungssysteme dienen.
- Schritt: Zuordnung der Relationen auf Grundlage der Kompetenzbasentypen- Basierend auf den identifizierten Beziehungen aus dem Lernzielsatz kannst Du die passenden Relationstypen festlegen. Hierbei sollten die Vorgaben zwischen den verschiedenen Kompetenzenbasen (s. Vorgaben-von-Paquette) berücksichtigt werden. In unserem Beispiel wären das:
- Gleichsetzungsverfahren (Principle) „regulates“ Lösen linearer Gleichungssysteme
- Einsetzungsverfahren (Principle) „regulates “ Lösen linearer Gleichungssysteme
- Additionsverfahren „regulates“ Lösen linearer Gleichungssysteme
- Lineares Gleichungssystem (Concept) „is input to“ Lösen linearer Gleichungssysteme
Diese Vorgehensweise ermöglicht es Dir, die Relationen gezielt und kontextbezogen festzulegen.
Die nachfolgende Tabelle enthält Beispiele aus verschiedenen Fachdomänen und erläutert die Verwendung der Relationen, um Ihnen bei der Auswahl der richtigen Relationen im CMM zu helfen.
Kompetenzbasis | Relationstyp | Kompetenzbasis | Erläuterung |
---|---|---|---|
Bildgebung | specializes | Medizinische Diagnose | Die Bildgebung ist ein spezielles medizinisches Diagnoseverfahren. |
Webentwicklung | Softwareentwicklung | Webentwicklung ist eine spezialisierte Softwareentwicklung. | |
Lösungsverfahren zur Bestimmung von Fachwerk-kräften | Knotenpunktverfahren Rittersches Schnittverfahren Cremonaplan | Das Knotenpunktverfahren, der Rittersche Schnitt und der Cremona-plan sind spezielle Verfahren zur Lösung von Fachwerkaufgaben | |
Projekt-management | is composed of | Zeitmanagement, Ressourcenmanagement, Kommunikation | Projektmanagement besteht aus diesen Teilkompetenzen. |
Curriculum Design | precedes | Lehrplan | Die Gestaltung des Lehrplans erfolgt nach dem Curriculum Design |
Arzneimittelzulassung | regulates | Arzneimittelentwicklung | Arzneimittelzulassung reguliert die Arzneimittelentwicklung. |
WirtschaftlicheAnalyse | is input to | Investmentstrategie | Die wirtschaftliche Analyse dient als Eingabe für die Anlagestrategie. |
Marktforschung | product | Marketingstrategie | Marktforschung führt zur Entwicklung einer Marketingstrategie. |
Wie formuliert man gute Lernzielsätze?
Erklärung Lernzielsätze
Lernzielsätze, auch in der Literatur meist Learning Outcomes oder auch Learning Objectives genannt, werden im Rahmen des Constructive Alignments als klare Ausrichtung für die Lehre genutzt. Dies erlaubt es den Lehrenden auf Basis der Learning Outcomes eine klare Rückmeldung über den Inhalt der Lehrveranstaltung und über den Lernstand zu geben. Die Formulierungen können durch regelmäßiges Feedback auch als klare Steuerungswirkung der Lehre genutzt werden.
Im CoKoMo Modell dienen die Lernzielsätze zum einen zur Orientierung für Annotierer:innen mit der App. Die Sätze sollen bei der Zuordnung der Lerninhalte auf die Taxonomiestufe unterstützen. Zum anderen können die Sätze in verschiedenen Lernszenarien als Rückmeldung für die Lernenden genutzt werden. Des Weiteren kann die Formulierung der Lernzielsätze bei der Weiterentwicklung des Wissensmodelles unterstützen, indem Du aus den formulierten Lernzielsätzen die nächsten zu erzeugenden Kompetenzbasen bestimmst (s. Wie fängt man an).
Um diese verschiedenen Anwendungsszenarien zu berücksichtigen gilt es Lernzielsätze für eine möglichst große Zielgruppe zu formulieren und pragmatische Ansätze bei der Klassifikation der Sätze in die Taxonomiestufe zu wählen.
Um aussagekräftige und hilfreiche Lernzielsätze in der CoKoMo App zu formulieren, empfehlen wir dir die nachfolgenden beschriebenen semantischen und fachlichen Hinweise bei der Formulierung zu berücksichtigen. Zur Klassifizierung in die Bloom’schen Taxonomiestufen hilft dir ebenfalls die nachfolgende Erklärung.
Formulierungshinweise
Semantik: Formulierungsanforderungen
Grundsätzlich sollte es sich bei den Lernzielsätzen um kurze und einfach Sätze handeln, die eine konkrete, vollständige und äußerlich zu prüfenden Handlung mit einem leitenden Verb aus Sicht des Lernenden beschreiben (Reis 2015).
- lernerorientiert: Die Lernzielsätze werden immer aus Sicht des Lernenden formuliert.
- konkret: In der formulierte Handlung soll ein linearer Ablauf erkennbar sein
- sichtbar: Verwende Verben der äußeren Sichtbarkeit bezogen auf die Handlung. Die Verben sollten eine Handlung beschreiben die überprüft werden kann.
- überprüfbar: Lernzielsätze sind so zu formulieren, dass durch die Umformung des Learning Outcomes in einen Imperativsatz ein Prüfungsauftrag entsteht.
Tipps bei der Formulierung
- Don’t: Nutze keine Verben wie “verstehen” oder “erkennen.” Solche Verben sind nicht zielbezogen und können nicht von Dritten überprüft werden (Reis 2013b, Reis 2018)
- Don’t: Nutze keine Verben, die passive Reaktionen der Lernenden implizieren. Die Formulierungen mit passiven Reaktionen beschreiben die Sicht des Lehrenden. Learning Outcomes sind aber immer aus Sicht der Lernende zu verfassen. Ein Beispiel für eine solche passive Formulierung ist „lernen…kennen“ (Reis 2013b, Reis 2018)
- Don’t: Bei der Formulierungen von Lernzielsätzen sollten Modalverben vermieden werden. Modalverben bringen eine gewisse Modalität in die formulierte Handlungsbeschreibung des Lernzielsatzes mit rein, die für das Ziel von Lernzielsätzen nicht zu empfehlen ist.
Fachlich: Analyse der Handlungsstruktur
- WAS? WOMIT? WOZU?: Lernzielsätze formulieren eine Handlung (Was wird getan?) mit fachlichen Werkzeugen (Womit wird etwas getan?) für einen innercurricularen oder außer(hoch)schulischen Sinn (Wozu wird etwas mithilfe fachspezifischer Inhalte getan?). (Reis 2015, Reis 2018)
- WAS: entspricht der zu prüfende Handlung auf der realistisch zu erreichenden Taxonomiestufe
- WOMIT: Das WOMIT beschreibt die notwendigen Inhalte/Werkzeuge, die notwendig zur Durchführung der Handlung sind. Dies können Formeln, Regeln oder Prozesse sein. Der hierbei formulierte Verhaltensaspekt sollte dabei so allgemeingültig wie möglich sein, um verschieden Möglichkeiten mit abzudecken. Bsp. “ formuliere um “Ich löse LGS mit einer 3×3 Matrix mit adäquaten Lösungswegen, um lineare Zusammenhänge für verschiedene Anwendungsszenarien auszudrücken und zu lösen.”
- WOZU: Was ist das Ziel, was mit diesem Lernzielsatz erreicht werden soll (Wunderlich und Szczyrba, 2016)? Dabei sollte das WOZU nicht die Klausur sein. Die Klausur prüft dabei nur den Stand der Lernenden ab, wie sehr qualitativ das Lernziel erreicht wurde. Bei WOZU geht um den Mehrwert/Sinn des zu lernenden. Benötigen die Lernenden das gelernte als Fundament für andere Inhalte? Welchen nutzen hat das gelernte für Ihren Alltag oder für den zukünftigen Job? Der Zeithorizont kann dabei unterschiedlich lang sein. Dies kommt sehr stark vom Kontext, in dem das Lernziel stattfindet, ab.
Das „Wer“ im Lernzielsatz
In der Literatur wird empfohlen, die Zielgruppe, auf die sich der Lernzielsatz bezieht, direkt anzusprechen, also klar zu benennen, wer gemeint ist. Um sicherzustellen, dass die formulierten Lernzielsätze im CoKoMo-Modell eine breitere Personengruppe erreichen, haben wir uns für einen pragmatischen Ansatz entschieden und gegen eine direkte Ansprache, um möglichst viele Zielgruppen und Perspektiven anzusprechen.
Wir empfehlen daher alle Lernzielsätze in der Ich-Form zu formulieren und bei Bedarf über Language Modells die Sätze für die jeweilige Anwendung umzuformulieren und über die API abgreifen. Nachfolgend erkläre ich dies anhand eines Beispiels.
Der Lernzielsatz, den wir umformulieren wollen lautet wie folgt: „Ich löse Problemstellungen der Stereostatik im Kontext eigener Fragestellung, indem ich wesentliche Methoden der mechanischen Analyse und Modellbildung anwende, um die auf Systeme wirkenden Kräfte zu bestimmen, die anschließend bei der Bauteilkonstruktion genutzt werden.“
Mit dem folgenden Prompt können Lernzielsätze umformuliert werden: „Schreibe den Satz „[Einfügen des zu umformulierende Lernzielsatzes]“ so um, dass das Subjekt „[Einfügen des gewünschten Subjektes]“ ist.
In unserem Fall lautet der Prompt wie folgt: „Schreibe den Satz „Ich löse Problemstellungen der Stereostatik im Kontext eigener Fragestellung, indem ich wesentliche Methoden der mechanischen Analyse und Modellbildung anwende, um die auf Systeme wirkenden Kräfte zu bestimmen, die anschließend bei der Bauteilkonstruktion genutzt werden.“ so um, dass das Subjekt „Die Studierenden“ ist.“
Dadurch wird der Satz wie folgt umformuliert: „Die Studierenden lösen Problemstellungen der Stereostatik im Kontext eigener Fragestellungen, indem sie wesentliche Methoden der mechanischen Analyse und Modellbildung anwenden, um die auf Systeme wirkenden Kräfte zu bestimmen, die anschließend bei der Bauteilkonstruktion genutzt werden.“
Diese Sätze können dann über die API des Systems abgegriffen werden.
Wie ordne ich formulierte Lernzielsätze richtig in die Bloom’schen Taxonomie zu?
Erklärung der Taxonomiestufen und hilfreiche Fragen bei der Zuordnung
Verblisten sind nicht immer eindeutig. Je nach Disziplin oder Kontext können verschiedene Verben verschiedene Taxonomiestufen abdecken. Es ist daher nicht hilfreich Sätze auf Basis der Verben im Text einzustufen (Wunderlich und Szczyrba, 2016). Es bedarf eine konkrete Analyse der zu Handlungs-beschreibung, um eine Zuweisung in die Stufen durchzuführen. Die nachfolgenden Erklärungen sollen Dir bei der Zuordnung
- Erinnern:
- Erklärung der Stufe:: korrekte Wiedergabe relevanter, gelernter Informationen
- Hilfreiche Frage zur Einordnung in die Stufe: “Soll die Frage aus dem Gedächtnis durch reines Erinnern beantwortet werden?”
- Verstehen:
- Erklärung der Stufe: Die Bedeutung von Wissenselementen konstruieren. Die Erklärung des abgefragten Wissens wird mit dem eigenen Wissensnetz erläutert. Das Wissen ist reflexiv zugänglich.
- Hilfreiche Frage zur Einordnung in die Stufe: “Soll die Antwort aus vorliegenden Materialien
direkt abgelesen werden?”
- Anwenden
- Erklärung der Stufe: das gelernte Wissen in einem klar definierten Kontext/Prozess abrufen
- Hilfreiche Frage zur Einordnung in die Stufe: “Ist die Art, wie das Problem zu lösen ist, vorgegeben?”
- Analysieren
- Erklärung der Stufe: In der Analyse wird bei der Aufgabe um den Aspekt des Kontext ergänzt. Dadurch wird Handlung mitbeobachtet, wodurch die Problemstellung mehrdeutig ist und dadurch uneindeutig auftauchen
- Dies impliziert, dass bekannt ist, welche Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kompetenzen die Lernenden bereits besitzen und wann der gelernte Kontext verlassen wird. Dies ist ohne ein konkretes Wissen über die Zielgruppe zu haben nicht möglich. Hier gilt es für die betrachtete Zielgruppe pragmatische Annahmen zu treffen, welche Handlungen eine Mehrdeutigkeit für die betrachtete Zielgruppe bedeuten.
- Hilfreiche Frage zur Einordnung in die Stufe: “Soll die Beziehung von Teilen zueinander und zu einer übergeordneten Struktur erläutert werden?“
- Erklärung der Stufe: In der Analyse wird bei der Aufgabe um den Aspekt des Kontext ergänzt. Dadurch wird Handlung mitbeobachtet, wodurch die Problemstellung mehrdeutig ist und dadurch uneindeutig auftauchen
- Evaluieren
- Erklärung der Stufe: Bei der Evaluierung müssen zur Bewältigung der Aufgabe verschiedene bekannte Elemente zu eine komplexe Handlung zusammengefügt werden. Dadurch kommt es zu einer Mehrperspektivität der Tätigkeit.
- Hilfreiche Frage zur Einordnung in die Stufe: “Soll auf der Basis selbstgewählter Kriterien ein begründetes Urteil getroffen werden?”
- Kreieren
- Erklärung der Stufe: Aufforderung zur Durchführung einer komplexen Handelns, die eine Positionierung der Person erfordert. Die Elemente müssen für den Lernenden in neuen Muster oder einer neuen Struktur reorganisiert werden, um die Aufgabe zu lösen. Die Tätigkeit ist ohne affektive Ebene nicht vollumfänglich lösbar.
- Hilfreiche Frage zur Einordnung in die Stufe: “Sollen Inhalte (für einen selbst neu) weiterentwickelt werden?”
Hilfreiche Fragen [2]
Beispiele und Zuordnung der Lernzielsätze
Beispielsätze
Um ein Gefühl für die Zuordnung von Lernzielsätzen zu bekommen, werden 4 Beispiele aus verschiedenen Fachdisziplinen aufgeführt. Ordne die Sätze gerne für Dich ein, um selber ein Gefühl für die Zuordnung zu erhalten. Im zweiten Absatz findet dann die Zuordnung für welche Lernzielsätzen
- Ich löse Problemstellungen der Stereostatik im Kontext eigener Fragestellung, indem ich wesentliche Methoden der mechanischen Analyse und Modellbildung anwende, um die auf Systeme wirkenden Kräfte zu bestimmen, die anschließend bei der Bauteilkonstruktion genutzt werden.
- Ich plane und produziere digitale Kommunikationsprodukte im Journalismus und in der Unternehmenskommunikation, indem ich tagesaktuelle sowie gesellschaftlich relevante Themen finde, diese in der passenden journalistischen Darstellungsform aufbereite, die dazu passenden Medieninhalte konzipiere sowie erstelle, um für die Situation und das Medium passend zugeschnittene qualitativ hochwertige Medienprodukte anzufertigen. (Quelle [7])
- Ich erläutere Möglichkeiten sowie Herausforderung für die Durchführung von Sanierungs- oder Stadtentwicklungsmaßnahmen, indem ich räumliche und funktionale Gliederungen städtischer Siedlungen erfassen, bauliche, funktionale, ökologische, ökonomische oder soziale Entwicklungsmöglichkeiten von städtischen Teilräumen bestimme und die Restriktionen der verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten kenne, um eine eigene Vision einer lebenswerten Stadt zu entwerfen. (in Anlehnung [4])
- Ich erläutere aus Texten extrahierten Informationen, indem ich die Bedeutung von geläufigen Wörtern, auch Fremdwörtern, aus komplexeren Satzgefügen beschreibe, aus dem Text benachbarte implizite Informationen aufgrund von altersgemäßem, verbreitetem Vorwissen extrahiere, um dadurch neues Wissen anzueignen. (in Anlehnung an [5])
Zuordnung und Erklärung
Nr. | Zuordnung in die Taxonomie | Erklärung |
---|---|---|
1. | Anwenden | Zur genauen Zuordnung dieses Lernzielsatzes müsste der Satz im Kontext der Lehre bewertet werden. Abhängig von der Lehre kann es sich um ein geschlossenes System ohne Kontext – also Stufe 3 Anwenden – handeln. Wird die Fragestellung als uneindeutig außerhalb des gelernten eingestuft, erlaubt die Uneindeutigkeit wiederum eine Zuordnung in die Stufe 4. Durch die Annahme, dass innerhalb der Stereostatik konkrete Lösungsvorgehen technischer Problemstellungen erlernt werden, findet eine Zuordnung in die Stufe 3 das Anwenden statt. |
2. | Kreieren | Zur Erstellung digitaler Kommunikationsprodukte müssen Lernende, geeignete Themen finden und in einem neuen Muster gemäß des Kontextes organisieren. Je nach Aufgabenstellung geht es darum, sich oder im Kontext der Unternehmenskommunikation die Sicht des Unternehmens zu adaptieren sich zu positionieren. Die Positionierung und das kreative Erstellen geeigneter Produkte erfordern weitreichende Kompetenzen, wodurch diese Aufgabe in Stufe 6 eingeordnet wird. |
3. | Evaluieren | Um eine umfassende Bewertung von möglichen Sanierungs- oder Stadtentwicklungsmaßnahmen durchzuführen sollten rechtliche Vorgaben und verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte, wie ökonomische Betrachtung: Finanzierbarkeit, Folgekosten nach der Umsetzung oder auch Folgekosten durch fehlende Umsetzung Restriktionen für die Umsetzung, ökologische Betrachtung: Erhalt der Biodiversität, Reduktion der Treibhausgase, Einhaltung der CO2 sowie soziokulturelle Betrachtung: Akzeptanz von Maßnahmen, Bedürfnisse der Gesellschaftsstruktur, Einfluss auf die Lebensqualität berücksichtigt werden. Dies führt zu einer Mehrperspektivität der Fragestellung, die auch darin mündet verschiede Aspekte in ein gemeinsamen Kontext zu setzen und die Abhängigkeiten zu skizzieren. Das Zusammensetzen verschiedener Punkte und die Beleuchtung einer Aufgaben aus verschiedenen Sichten sind Merkmale der Stufe 5 Evaluieren. |
4. | Verstehen | In diesem formulierten Lernzielsatz geht es darum, dass die Lernenden aus vorhandenen altersgerechten Materialen die relevanten Informationen entnehmen und das abgefragte Wissen in Kontext ihres bestehenden Wissensnetz abrufen. Da es hierbei nicht um den Abruf von Wissen in einem Kontext/Prozess geht, sondern um die Extraktion von Wissen und Einordnung in den eigenen Wissensnetz, handelt es sich um die 2. Taxonomiestufe. |